Integriertes Hoflogistiksystem bei Mühlschlegel Leipheim

Unternehmensprofil

Das traditionsreiche, seit 16 Generationen im Familienbesitz befindliche Mühlenunternehmen Mühlschlegel mit Standorten in Thannhausen, Leipheim in Bayern und Osterfeld in Sachsen-Anhalt ist in der Nahrungsmittelindustrie tätig und produziert unterschiedlichste Mehle, Grieße und Paniermehle.

Aufgabenstellung

Am neuen Unternehmensstandort in Leipheim wurde 2021 eine hochmoderne Mühle in Betrieb genommen. Im Rahmen dieses Neubaus war es das Ziel ein automatisiertes Logistikkonzept zu erstellen, welches einen reibungslosen Ablauf bei der Annahme von Getreide sowie bei der Verladung von Mehl und Kleie gewährleistet. Mittels Einsatzes modernster Technik sollten die vorhandenen Produktionskapazitäten effizient ausgeschöpft und durch weitgehende Automatisierung das Personal entlastet und zielgenau eingesetzt werden.

Lösungsweg

Die ankommenden Fahrzeuge melden sich über zwei Anmeldeterminals an, die in einem Container aufgestellt sind. Über einen Touchmonitor kann der Fahrer zunächst die Sprache auswählen, mit der er über das Betriebsgelände geführt wird. Im System sind sechs Sprachen hinterlegt (deutsch, englisch, polnisch, tschechisch, ungarisch, russisch und rumänisch), die über die entsprechende Landesflagge auszuwählen sind. Anschließend wird der Fahrer aufgefordert verschiedene Daten einzugeben, um einen Vorgang im System anzulegen. Über einen integrierten Dokumentenscanner werden Frachtpapiere zum Vorgang eingescannt und elektronisch hinterlegt. Im Fall einer zertifizierten Getreideannahme wird vom System geprüft, ob alle notwendigen gültigen Zertifikate vorliegen. Hier gehört auch die Transportdatenerfassung mit Prüfung der Reinigungsart bei den Vorfrachten.

Sollte die Prüfung der Zertifizierung fehlschlagen, wird der Vorgang gestoßen. Das Fahrzeug fährt dann zur Ausfahrt und erhält am dortigen Abmeldeterminal einen Ablehnungsbeleg.

Neben dem beschriebenen Prozess der Getreideannahme können auch Mehl- und Kleie Verladungen über das System gesteuert werden.

Jedes Fahrzeug erhält am Anmeldeterminal einen Barcode, der zur Identifizierung auf dem gesamten Betriebsgelände genutzt wird.

Handelt es sich um eine Getreideannahme fährt das Fahrzeug nach der Anmeldung auf die Eingangswaage, wo auch die Probe entnommen wird.

Die gestochene Probe wird in das Gebäude befördert und dort analysiert. In der Produktuntersuchung steht ein PC mit der Bitzer Web Agrar Software, die über Schnittstellen automatisch die Werte des Ganzkornanalysegerätes sowie des Fallzahlbestimmers übernimmt. Hierzu wird die Probe mittels Barcodeetiketts identifiziert und die ermittelten Werte dem Vorgang im System zugeordnet.

Ebenfalls in der Produktuntersuchung steht die Matrixsteuerung des Probennehmers, die in einem halbautomatischen Verfahren repräsentative Proben aus dem Getreide anliefernden Fahrzeugen entnimmt.

Die anliefernden Fahrzeuge werden in einen Wartebereich geleitet. Auf einer großen Anzeigetafel werden die Kennzeichen der Fahrzeuge aufgerufen, die zu der angezeigten Spur / Gosse fahren sollen. Die Anzeigetafel wird über das sogenannte Hofleitsystem gesteuert, über das der verantwortliche Mitarbeiter der Mühle die Anlieferungen gemäß ihren Qualitäten den jeweiligen Gossen zuordnet.

Plausibilitätskontrollen finden durch das Vorhalten des Barcodes an den Scannern vor den jeweiligen Einfahrtstoren statt, um sicherzustellen, dass keine Falschabladungen geschehen.

Weitere Sicherheitsmechanismen für den automatischen Betriebsablauf stellen Lichtschranken und Ampeln zu Signalisierung korrekter Wägungen und Abläufe dar. Außerdem sind auf dem weitläufigen Gelände zahlreiche Netzwerkkameras installiert.

Das dargestellte Logistiksystem fungiert neben dem Management der Waagen, des Probennehmers und der Produktuntersuchung als Bindeglied zwischen dem kommerziellen Warenwirtschaftssystem und der Produktionssteuerung der Mühle. Hierzu wurden Schnittstellen zum bestehenden L3 System und zur Mühlensteuerung entwickelt.

Für die Abfertigung der Ausgänge wurden drei Ausgangsterminals installiert. An diesen Bedienstationen erhalten die Fahrer nach erfolgter zweiter Verwiegung ihren Lieferschein, den sie elektronisch unterschreiben. Neben dem ausgedruckten Exemplar, das der Fahrer als Nachweis für Verkehrskontrollen bei sich hat, können die Lieferscheine auch per E-Mail an den Kunden oder die Spediteure versendet werden.

Ergebnis

Um einen reibungslosen Ablauf bei der Getreideannahme und der Verladung von Mehl und Kleie zu gewährleisten, wurde ein integriertes Hoflogistiksystem installiert. Neben der Integration von LKW- und Behälterwaagen wurde ein Logistiksystem konzipiert, das zum einen auf einer webbasierten Standardsoftware für Agrarbetriebe basiert, zum anderen aber auch Schnittstellen zur Mühlensteuerung und zum Warenwirtschaftssystem sowie zur automatischen Probenentnahme abbildet und um kundenspezifische Anforderungen erweitert wurde. So wurde erreicht, dass der gesamte Betrieb von nur 3 Mitarbeitern gesteuert und überwacht wird.

Eckdaten

Unternehmen:

Albert Mühlschlegel GmbH & Co. KG

Branche:
Lebensmittelhersteller

Standort:
Leipheim

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